Donnerstag, 17. Januar 2013

Menace Ruine - Alight in Ashes (Profound Lore)




„Only fire can separate truth from falsehood“ ist gleichsam als Motto im Layout von Alight in Ashes zu lesen, und treffender kann man dieses neue Werk von Menace Ruine eigentlich gar nicht mehr beschreiben. Das kanadische Duo arbeitet vorzugsweise mit extremen Kontrasten, was sich bereits an der Arbeitsteilung innerhalb der Band zeigt: Während S. de la Moth mit Synthesizer und/oder Keyboards ein, mal tobendes, mal düster orgelndes, Umfeld schafft, steht Genevieve Beaulieus Stimme unbeugsam und entrückt wie eine Statue im Äther. Nirgends wird dieser Kampf der Gegensätze deutlicher als in Set Water to Flames, in dessen über zehnminütiger Laufzeit entfernt pochende Marschrhythmen immer wieder von  Synthesizer-Feuersbrünsten unterbrochen werden; Man kann förmlich hören, wie sich das Holz unter der Hitze des Feuers biegt, wie es ächzt, kracht und schließlich zusammenbricht. Einzig Beaulieus Stimme scheint dem dissonanten Hitzeschrei zu trotzen, bei aller Schönheit doch keineswegs süßlich, sondern von einer entrückten Entschlossenheit, wie ein Märtyrer, der um die Nichtigkeit seiner Leiden weiß.
Set Water to Flames ist also gewissermaßen die musikalische Entsprechung einer Feuerprobe, die Vertonung des angeführten Mottos: Das Feuer vermag dem Wahren und Schönen nichts anzuhaben, im Gegenteil, es trennt die Spreu vom Weizen und befördert die Schönheit sogar. Was Menace Ruine auf Alight in Ashes leisten, ist also im Grunde eine musikalische Umsetzung der „guten alten“ Dialektik: Gegensätze, die in ihrer Allgemeinheit fast schon etwas Mythisches an sich haben – Feuer und Wasser, wahr und falsch, schön und hässlich – werden nicht voneinander isoliert, sondern miteinander konfrontiert, sodass die Spannungen zwischen ihnen spürbar werden und sie sich gegenseitig aufschaukeln. Das Ergebnis ist eine Mehrdeutigkeit, die Menace Ruine von vielen weniger talentierten Bands abhebt; Dies zeigt sich auch im rein instrumentalen Burnt Offerings, wo zunächst eine schwere, Requiem-artige Melodie über die Vergänglichkeit zu klagen scheint. Dann aber tritt eine subtile Veränderung ein, die Melodie verliert ihre drückende Schwere, wir hören etwas, das wie tiefer Atem klingt – der Tod ist nicht nur schmerzvoll, er ist auch die „letzte Ruhe“, der „ewige Schlaf“…..
Alight in Ashes ist ein Album, das mich von Anfang an in seinen Bann geschlagen hat, und dass, obwohl ich Neo-Folk oder Black Metal – Genres, denen Menace Ruine nahe stehen – reserviert gegenüber stehe. Der Grund dafür scheint mir in diesem geschickten Spiel mit den Gegensätzen zu liegen: Diese Songs bleiben im wahrsten Sinne des Wortes „spannend“, sie verkommen weder zur Ritterfest-Romantik noch zum Todeskitsch (inklusive satanischem Brimborium), wie es bei vielen anderen Bands leider der Fall ist.

http://menaceruine.tumblr.com/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen