Freitag, 30. November 2012

Yowie - Damning With Faint Praise (Skin Graft)


Damning with Faint Praise ist zugleich Albumtitel und Rezeptionsanweisung der Band: „Love it or leave it“, Liebe oder Hass, aber bitte keine lauwarmen Reaktionen, keine Indifferenz. Wenn wir uns die Entstehungsgeschichte dieses Albums vor Augen führen, dann darf uns diese Haltung nicht verwundern: Wer möchte schon dass sein Werk, in siebenjähriger mühevoller Arbeit (Yowies Debüt erschien 2004) unter ständiger Zuwendung von Herzblut, Schweiß und Tränen herangezogen, mit einem achselzuckenden „ganz nett“ abgekanzelt wird? Es ist jedoch fraglich, ob ein Album wie dieses, das in jeder Hinsicht aufs Ganze geht, überhaupt eine solche Reaktionsform zulässt…..

Samstag, 24. November 2012

Kayo Dot - Gamma Knife/Grey Dream (Antithetic)


Lethe ist in der griechischen Mythologie jener Fluss, der den Seelen der Verstorbenen das Vergessen bringt; Ein passender Titel für das Eröffnungsstück von Gamma Knife, dem neuen Album von Kayo Dot. Die Band scheint damit sagen zu wollen: Vergesst, was zuvor kam, was ihr über Kayo Dot zu wissen glaubtet, hier beginnt ein neues Kapitel. Tatsächlich bringt Gamma Knife einige personelle und musikalische Veränderungen gegenüber den letzten beiden, an Art-Rock und Gothic orientierten Alben, mit sich.

Sonntag, 18. November 2012

Xaddax - Counterclockwork (Skin Graft)


Wer über Xaddax schreibt, wird nahezu zwangsläufig auch auf Nick Sakes‘ musikalische Vergangenheit zu sprechen kommen – was ja durchaus verständlich ist, denn die Dazzling Killmen waren so etwas wie die ultimative Noise-Rock Band und genießen nach wie vor absoluten Kultstatus. Dabei sollte aber nicht übersehen werden, dass Xaddax nicht gleich Nick Sakes ist; Das wäre nicht nur ungerecht gegenüber Chrissy Rossettie, Duopartnerin und vormals Drummerin von My Name is Rar-Rar, sondern würde auch die Eigenständigkeit dieser neuen Band verkennen. Bei aller Kontinuität und trotz der enormen Energie, die in diesen Songs steckt, sind Xaddax nämlich eher schräg als wirklich brutal, eher Post-Punk als Hardcore.

Donnerstag, 15. November 2012

NoMeansNo - Rich Guns


NoMeansNo touren wieder einmal (zum Glück ist das keine Seltenheit!) durch unsere Breiten, und da bietet es sich an, diesen wunderbaren Auftritt aus der Frühzeit der Band wieder auszugraben (ja, auch die waren einmal jung.....) und das mit dem Aufruf zu verbinden, unbedingt hinzugehen, denn so viele Livebands von diesem Kaliber gibt es nun wirklich nicht!

http://www.nomeanswhatever.com/tour.html

Sonntag, 11. November 2012

Many Arms - Many Arms (Tzadik)

Punk-Jazz (oder Jazz-Punk, je nach Gewichtung) ist ein loser Sammelbegriff für alle Kreuzungsversuche der intensiveren Spielarten von Rock und Jazz, und als Idee lässt er sich zumindest bis Captain Beefheart und Ornette Coleman zurückverfolgen. Über vier Jahrzehnte sind also ins Land gezogen, seit die Affinitäten zwischen (Proto-)Punk und (Free-)Jazz erstmals aufgedeckt und fruchtbar gemacht wurden; Seither ist ein richtiger Stammbaum an Künstlern herangewachsen, die sich an dieser Fusion versucht haben: Sonny Sharrock, als einer der Pioniere, kommt hier in den Sinn; Ebenso die Blue Humans aus dem No-Wave Umfeld. Etwas später dann die experimentierfreudigen Punkbands des SST-Labels, allen voran Black Flag und Saccharine Trust; John Zorn natürlich, und Last Exit; In jüngerer Vergangenheit und bis in die Gegenwart hinein insbesondere der ruppige Jazzrock von Scorch Trio.

Mittwoch, 7. November 2012

Doomsday Student - A Jumper's Handbook (Skin Graft)


Arab on Radar sind tot, es lebe Doomsday Student: Nachdem die AoR-Reunion 2011 an Streitigkeiten zwischen Gitarrist Jeff Schneider (Made in Mexico) und dem Rest der Band gescheitert war, entschloss sich diese Rumpfband, unter dem Namen Doomsday Student weiterzumachen – ergänzt um Paul Vieira von den Chinese Stars. Unter solchen Umständen sind die Erwartungen nicht allzu hoch, denn Reunions sind in den meisten Fällen ohnehin eher „Ruinierungen“, und wenn noch dazu eine Säule der Band wegbricht, scheint die Enttäuschung kaum vermeidbar. Doch Doomsday Student sind, wie sich der Rezensent mit reichlicher Verspätung überzeugen konnte, eine löbliche Ausnahme.

Sonntag, 4. November 2012

Touchdown


 

Touchdown waren ein kurzlebiges Bass/Schlagzeug Duo, das im Unterschied zu den Splitkollegen Orthrelm keine größere Bekanntheit erlangen konnte - was schade ist, beim schmalen Output der Band aber nicht überrascht: Außer der besagten Split haben Touchdown meines Wissens keine Aufnahmen veröffentlicht, obwohl ein Album auf Mick Barrs Vothoc-Imprint (Troubleman Unlimited) angedacht war. Was aus diesem Album geworden ist, ist leider nicht bekannt, und die Spur dieses Duos verliert sich nach der Split irgendwo in den Weiten des World Wide Web.

Doch zur Musik: Touchdown spielen Math-Rock mit punkiger Lässigkeit und Direktheit, was an die Minutemen, die frühen Ruins (Stonehenge) oder die gaaanz frühen NoMeansNo denken lässt. Ihre Songs sind nicht akribisch durchkonstruiert, sondern offenbar dem Augenblick entsprungen - das klingt manchmal, als wollte sich das Duo selbst überholen. Auch an Humor mangelt es Touchdown nicht, und so ziehen sich augenzwinkernde Zitate durch die Songs, von Surf-Rock bis zum Radetzkymarsch (!). Viel Spaß!

Donnerstag, 1. November 2012

Normal Love - Survival Tricks (UgExplode)


Bands, die auf UgExplode veröffentlichen, sind in der Regel etwas Besonderes – lärmig, anstrengend, und in den meisten Fällen wirklich eigenständig. Doch Normal Love sind eben noch etwas „besonderer“; Das New Yorker Sextett gehört zu der vom Aussterben bedrohten Spezies von Musikern, die tatsächlich musikalisches Neuland betreten. Spürbar wird diese Originalität spätestens dann, wenn man sich – wie der Verfasser dieser Zeilen – anschickt, über ihre Musik zu schreiben. Der Widerstand, den diese Klänge jedem schriftlichen Annäherungsversuch entgegen setzen, die Unmöglichkeit, sich hier auf bequeme Formeln wie „klingt nach dieser oder jener Band“ zurückzuziehen, ist gewissermaßen der unbestechliche Gradmesser und Beweis ihrer Neuheit.