Samstag, 6. Oktober 2012

Berangere Maximin - No One is an Island (Sub Rosa)

No One is an Island ist kein stereotypes Ambient-Album; Dafür bürgen allein schon die „amazing four men“, die Berangere Maximin bei ihrem jüngsten Werk zur Seite standen. Tatsächlich ist es, neben der Verschiedenheit der Herangehensweisen von Christian Fennesz, Richard Pinhas, Frederic Oberland und Rhys Chatham, vor allem deren Zusammenspiel mit der jungen französischen Musikerin, das diese Stücke zu mehr werden lässt als bloße „Hintergrundmusik“.
Den ersten Stücken scheint vielmehr die Idee zugrunde zu liegen, Musik und Hintergrund bereit zu stellen: How Warm is Our Love lebt vom Kontrast zwischen den elektronischen „Hintergrundgeräuschen“ von Maximin und der klassischen, andernfalls vielleicht sterilen Schönheit von Oberlands Gitarrenspiel. Knitting in the Air treibt dann dieses Konzept so weit, dass es den rein akustischen, eigentlich musikalischen Bereich transzendiert: Field Recordings, elektronisches Summen und Brummen scheinen uns aus dem Musikzimmer an einen anderen Ort des Hörens zu versetzen, auf eine sommerliche Wiese vielleicht, in eine „knisternde“ Atmosphäre kurz vor dem Gewitter – und Fennesz‘ Gitarren gehen über uns hinweg wie ein Wolkenbruch. Es ist eine Erfahrung nahe an der Synästhesie, wir hören nicht nur, sondern fühlen die ganze Situation. Carnaval Cannibale beschwört dann eine ganz andere Stimmung, es dominieren die von Pinhas gewohnten, technoiden Gitarrenloops, die sich mit Maximins Unterstützung zu martialischem Rollen – wie von Raupenketten – steigern. Bicephale Ballade, abermals mit Fennesz, klingt so, wie Träume klingen würden, wenn wir sie hören könnten: Die Schatten eines Angsttraums abschüttelnd, steigt es nach und nach in hellere Gefilde auf, behält aber immer die Qualitäten des Amorphen und der Unruhe, die dem Schlaf eignen. Where the Skin meets the Bone, eine Kollaboration mit Rhys Chatham, beschließt das Album; Der Gitarrensymphoniker ist hier an der Trompete zu hören, deren Klänge – vervielfältigt und übereinandergelegt – von einem elektronischen Puls wie Blut in die Gehörgänge gejagt werden.
In seinen besten Momenten löst No One is an Island tatsächlich das Versprechen der Ambient-Musik ein, die zunehmende Sterilität „institutionalisierter“ Musik zu überwinden, indem sie mit der Musik einen Kontext des Hörens mitliefert, Kunst und Alltag zumindest vorübergehend versöhnt.

http://www.subrosa.net/
http://berangeremaximin.bandcamp.com/album/no-one-is-an-island-second-album-sub-rosa-forced-exp-2012 

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